1989 Mauerfall Berlin – Zufall oder Planung?

Buch 1 (2019)

Darum fiel am 9. November 1989 die Mauer so friedlich

Fünf Maßnahmen der sowjetischen Besatzungsmacht in der DDR (Westgruppe, GRU und KGB)

Zu welchem Zweck?

I. Aussetzung der Schusswaffengebrauchs-Bestimmung:

April 89 – Bei Grenzdurchbrüchen an der DDR Westgrenze (durch den Warschauer Pakt).
November 89 – Bei Unruhen/Aufruhr durch die Volkspolizei (auf „Bitten“ Gorbatschows).

Grundlage für den unblutigen Ablauf der Aktion Mauerfall. Voraussetzung für die, von der UdSSR seit 1986 geplante deutsche Einheit. Krenz musste nach Rückkehr vom Antrittsbesuch in Moskau am 3.11.89 der Polizei diesen Befehl erteilen. Beide Befehle waren der Öffentlichkeit nicht bekannt.

II. 6.-13. November – Kasernierung der etwa 340.000 Soldaten der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte in der DDR

Damit waren keine bewaffneten sowjetischen Deserteure bei der Grenzöffnung zu erwarten.

Jährlich versuchten 300-450 sowjetische Soldaten zu desertieren.

Am 3. August 1989 wurde der DDR-Grenzer Horst Hnidyk an der Westgrenze von einem sowjetischem Deserteur erschossen.

III. 9. 11. Einsatzbefehl für hochrangige ostdeutsche inoffizielle KGB und GRU Mitarbeiter (IM).

(1989: ca. 50.000 KGB und GRU IM in der DDR)

Geräuschlose Übernahme der Weisungsmacht durch inoffizielle Mitarbeiter von KGB und GRU in der ZK-Tagung, Massenmedien und der Befehlsgewalt über Grenztruppen und Passkontrolleinheiten der Stasi am Abend der Grenzöffnung.

IV. 9. 11. Pressekonferenz von SED Politbüro-Mitglied Schabowski,
Sekretär für Informationswesen zur Berichterstattung über die ZK-Sitzung und West Reiseregelungen.

  • Am Abend von 18:00-19:00 (dunkel, die Leute auf dem Weg nach Hause, viele schauten TV)
  • Steuerung der Fragen/Antworten durch eingesetzte(n) Stichwortgeber
  • trotz Zweifel an der Darstellung Schabowskis entschieden sich ADN-Chef und Pressesprecher der Regierung, Schabowskis Informationen für die Medien freizugeben.

Die nationalen und internationalen Medien über die ZK-Sitzung zu informieren und durch Desinformation viele Menschen zur Mauer zu schicken, um damit Druck aufzubauen und die Grenzöffnung zu erreichen.
Schabowski „verwechselte“ darum die ständige Ausreise von DDR-Bürgern mit der zeitweiligen Ausreise und antwortete auf die Frage, ab wann die neue Reiseregelung gilt: Ab sofort (was missverständlich war).

Die Medien berichteten darüber, im Osten ab 19 Uhr und im Westen ab 20 Uhr. Hunderte Ostberliner liefen daraufhin zu den Berliner Grenzübergangsstellen, in der Erwartung, dass sie geöffnet würden. Ständig kamen mehr Menschen und erhöhten so den Druck.

Westberliner TV und Radiostationen berichteten live von den Übergangsstellen und heizten so die Hoffnung auf eine baldige Grenzöffnung an.

V. 9. 11. Verlängerung der ZK-Sitzung

Unter dem Vorwand der ausführlichen Diskussion der schlechten wirtschaftlichen Lage. Ende erst kurz nach 20:30 (anstatt wie geplant um 18:00), danach Heimfahrt der Teilnehmer. Bitte beachten: 1989 gab es noch keine Mobiltelefone! Einzelne ZK-Mitglieder waren dann ab etwa 22.30 über die Lage an der Grenze informiert. Zu spät, um die Entwicklungen zurückzudrehen.

Es blieb nur noch als Option der Einsatz des Militärs. Jedoch waren in den Einheiten der Nationalen Volksarmee sowjetische Offiziere als Berater integriert, die diesen Schritt zur Eskalation verhinderten.

Durch diese Verlängerung der Sitzung wurden die 250 höchsten Partei und Staatsfunktionäre in den für die Grenzöffnung entscheidenden Stunden total isoliert.

Dadurch gab es weder eine Klarstellung zu den Ausführungen Schabowskis noch Befehle an die Kommandanten der Übergangsstellen.

Zum Druckabbau öffneten die Grenzer gegen 22 Uhr die ersten Übergänge für einzelne Personen zur ständigen Ausreise.

Da der Druck aber weiter zunahm und Antworten der Vorgesetzten im Lagezentrum ausblieben, erfolgte die Grenzöffnung aus Eigenschutz (um nicht totgetreten zu werden) für alle Bürger kurz nach 23 Uhr.

Weitere politische Entscheidungen Moskaus

Aktion

I. TV-Interview mit dem sowjetischen Gesandten um 23:45 am 9.11.1989. Der sowjetische Botschafter (der als Einziger in Berlin den Einsatzbefehl für die sowjetischen Streitkräfte in der DDR hätte weitergeben können) schlief schon. Er hatte kurz nach 20:00 ein Schlafmittel genommen

Herunterspielen der Ereignisse, Zeit gewinnen, Ereignisse laufenlassen. Motto:
Das hat Zeit bis morgen früh. Keine Hektik. Am nächsten Morgen beglückwünschte Gorbatschow den ahnungslosen SED-Generalsekretär Krenz zu dessen weiser Entscheidung, die Grenze geöffnet zu haben.

II Vorab-Information an die US-Regierung über die Aktion Mauerfall.

Live-Berichterstattung einer US TV-Station von der Westseite des Brandenburger Tores gegen Mitternacht 9.11/10.11. zum Mauerfall.Die TV-Station war seit 7.11. aufgebaut. Schabowski gewährte dem US-Journalisten als einzigem ein Interview nach der Pressekonferenz.2004: Der CIA Station Chief Bonn von 1990 berichtete, dass all die Jahre vor dem Mauerfall sich die Spitzen von KGB und CIA regelmäßig in neutralen Ländern trafen.